Laufzeit: 12.01. - 23.02.2021
BauSchau Düsseldorf, Brehmstraße 41
Die Ausstellung ist jederzeit durch das Schaufenster einsehbar. Ein Besuch ist unter Berücksichtigung der geltenden Abstandsregelungen und nach vorheriger Terminvereinbarung möglich.
Dienstag, 12.01.2021 14 - 18 Uhr
Sonntag, 17.01.2021 14 - 18 Uhr
Sonntag, 24.01.2021 14 - 18 Uhr
Sonntag, 31.01.2021 14 - 18 Uhr
„[…] Spin, world, spin and
send Swifts back
and back and back
to us again!“ *
Der erste Schritt aus der Haustür ist immer der gleiche und doch jeden Tag besonders, wenn ich die Wohnung eintausche gegen das Draussensein. In dem Augenblick des Auf-die-Strasse-tretens ist kurz alles vergessen. Der letzte Traum, die To-Do-Liste, die Nachrichten, alles ersetzt durch ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Dazugehören zu allen Anderen, die auch gerade unterwegs sind.
Dazugehören, wie einfach da sein, ohne irgendetwas dafür tun zu müssen. Die morgendliche Dosis Lebendigkeit. Der erste Kontakt mit der Luft. Jeden Tag, im grauen Dunst und leichtem Regen, bei Sonne, klarem Himmel.
Dann die Strasse runter. Die Bäume sehen, die ersten Verkehrsregeln brechen und weiter am Flüsschen entlang.
Mit Musik auf den Ohren, aber trotzdem dem Wind zuhören.
Der weiße Rauch der Papierfarbik quillt langsam aus dem Schornstein und verflüchtigt sich über den Dächern, wie eine zu tief fliegende Wolke. Ein kurzer Blick zur Kirchturmspitze.
Die erste Ampel definiert den Rhythmus der 5 Minuten Fahrt bis zur Nächsten. Rotierende Pedale geben die Geschwindigkeit an, mit der ich mich entgegengesetzt der Einbahnstrasse an den entgegenkommenden Autos und Fahradfahrer*innen vorbeidrücke.
Der Weg zum Atelier ist nicht kompliziert, eigentlich geht es nur geradeaus.
Mit dem Blick bin ich innen und außen zugleich.
Die To-Do-Liste kommt zurück, der letzten Traum und die Krümel vom Frühstück, die noch zwischen Zähnen klemmen.
Mit dem Fahrrad spiele ich auf dem Asphalt und ziehe eine imaginäre Spur.
Es gibt Regeln dabei. Keine Gullies, keine Markierungen überfahren und Löcher, Dellen oder Schäden meiden.
Wie früher, als ich nicht auf die Fugen zwischen den Steinen auf dem Bürgersteig treten durfte. Nur anders. Schneller.
Ich folge der Spur vom Vortag. In meinen verschwommenen Augenwinkeln fliegen das Ufer, Spaziergänger*innen, Hunde, Enten, Autos, der Sportplatz, Autos, der Drache, der Park, Autos und die S‑Bahnbrücke vorbei.
Die zweite Ampel bremst mich aus. Eine Grüne-Welle hatte ich hier noch nie. Die Unterbrechung der Fahrt verändert den Fokus.
Einatmen, ausatmen, den Körper pulsieren spüren und das leichte Zittern in den Waden.
Der Stillstand schärft die Wahrnehmung, auch für die Menschen um mich herum, die mit mir warten oder sich an mir vorbei bewegen. Nach der zweiten Ampel, die zweite Kirche. Auf dem Weg dorthin wieder die Spur vom Vortag.
Es ist immer die gleiche mit kleinen Variationen, genauso wie die Leute am Platz, es sind immer dieselben mit kleinen Variationen.
Diagonale Streifen auf dem Tor der Einfahrt und dahinter im Hof die Kiefer. Die Dächer der Umliegenden Häuser rahmen ein Stück Himmel, in das die zweite Kirche hineinragt. Das Draussen fällt hinter der Tür zurück.
Ich lege den kleinen goldenen Hebel an der Box um und eine rote LED leuchtet auf.
Danach kommt die Musik, die vorher noch über die Kopfhörer lief, aus der Box.
* Robert Macfarlane, Jackie Morris, 2020, the lost spells, Hamish Hamilton
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