Nils Levin Sehnert "Gaia's Expressionism"
Laufzeit: 03.03. - 03.04.2022
BauSchau Essen, Brigittastraße 9
Durch das Schaufenster einsehbar, Besichtigungstermine am 13.03., 20.03. und 27.03. von 15:00 bis 18:30 Uhr
„Gaias Expressionism“
Bruno Latour bezieht sich in seinem Essay „Plädoyer für irdische Wissenschaften“1, auf ein Buch des Wissenschaftlers James Lovelock von 2008. Das dystopische Szenario in „Gaias Rache“ beschreibt den Kampf der Menschen gegen Gaia (Welt). Hierbei deutet Lovelock zwei mögliche Ausgänge:
1.) Gaia gewinnt und die Menschen sterben.
2.) Die Menschen gewinnen und gehen mit Gaia unter.
Latour nimmt das als Ausgangslage, um sich für die Auflösung der Dichitomie „Mensch/Natur“ einzusetzen.
Ich folgte diesem Gedanken und entwickelte für die BauSchau Essen ein Projekt mit dem Ziel die Einigung von menschlicher und nichtmenschlicher Autorschaft vorzunehmen. Zentral sind die Buchdrucker/Kupferstecher (Borkenkäfer), die qua Namen bereits Anerkennung für ihren schöpferischen Drang als nichtmenschliche Künstler erlangen konnten. Zu ihrem Euvre gehören „Landart“, „Grafik“ und „Skulptur“. Aus diesem Werk wird eine hängende, raumgreifende Installation, die der Formgebung nach den Möglichkeiten ihrer materiellen Beschaffenheit entspricht. An der Wand werden ihre Holzarbeiten zu einem Historiengemälde, dass den Zeitpunkt der Offenlegung des menschlichen Irrtums der Herrschaft über die Natur festhält:
„Gaias ́ Expressionismus“.
Bisher werden ihre Werke nach menschlichen Maßstäben eingeordnet. Diese deklarieren sie zu Schädlingen, da sie sich der für Menschen nützlichen Logik entziehen. Hierzu werden die Rinden mit einer Fotografie gegenübergestellt. Darauf abgebildet ist der Autobahnausbau der A49 durch den Dannenröder Forst. Die Kontur der Baumkronen vor dem Horizont bildet dabei eine vergleichbare Form wie die einer Einschlagschneise, die durch den Befall von Buchdruckern in vielen Regionen Mitteleuropas bekannt ist. Während die Buchdrucker unumstritten als gefährlich konnotiert sind, wird bei der A49 diskutiert. Die Mobilität für Menschen wird gegen das Ökosystem abgewogen. Die Borkenkäfer wiederum machen, genau wie die Menschen, die sich für den Ausbau der Autobahn einsetzen, nur das, was für sie selbst am profitabelsten ist. Riesige Straßen zum Vermehren der eigenen Spezies. Die damals so profitabel scheinenden Fichtenwälder im Sauerland wurden gekapert. Gaia schlägt zurück. Die Menschen bleiben machtlos.
1. „Materialität“ Herausforderungen für die Sozial und Kulturwissenschaften, Kalthoff, Cress und Röhl, Wilhelm Fink Paderborn, 2016
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