Die Installation „Atramentum“ kann als ein dreidimensionales Lichtbild gesehen werden. Da die Eingangstür des Ausstellungsraumes verschlossen ist, kann sie ausschließlich durch das Schaufenster betrachtet werden, das auf diese Weise als Äquivalent der Bildfläche eingesetzt wird.
Im Fokus des Bildes stehen die schwarze Fläche und ihr Verhältnis zum Raum. Gebildet wird diese Fläche durch die Vorderseite eines schwarzen Holzkörpers, der von der Decke bis zum Boden reicht und die Deckenleuchte so verkleidet, dass ihr Licht nur nach hinten austritt. Dieses Licht formuliert den Raum und inszeniert zugleich die schwarze Fläche. Hinter dem Körper befindet sich eine Installation, die einen Schatten auf die Seitenwände des Raumes wirft. Der Betrachter kann sehen, dass sich etwas hinter der Fläche befindet, erhält jedoch keine Sicht auf den Verursacher des Schattens. Sein Blick wird in die Tiefe der blinden, schwarzen Fläche zurück geworfen.
Wichtiger Anstoß zur Realisierung der Installation war der Begriff des Blindschachtes, der im Bergbau einen Verbindungs-schacht ohne eigene Anbindung an das Tageslicht beschreibt. Der Einsatz indirekten Lichtes und die von Kunstlicht geprägten Schatten sowie die Verwendung von Bitumen, einem industriellen Baustoff, als schwarzer Farbe, sind darauf zurück zu führen.
Aber auch Erfahrungen des experimentellen Arbeitens im Fotolabor, ebenfalls einer dunklen Atmosphäre, kommen zum Tragen.
Im Unterschied zur Fotoentwicklung zeichnet sich in der Installation das Licht jedoch nicht auf oder in einer schwarzen Fläche ab, sondern dahinter und daneben. Die Tiefe des Schwarz konkurriert mit der Tiefe des Raumes, die Fläche wird zum Loch, zum Schacht.
Atramentum
The installation “Atramentum” can be received as a three-dimensional picture. As the entrance to the gallery’s showroom is closed, the piece is only viewable through the display window. By watching it from the outside, this window equals an image area.
The black plane and its relation to the surrounding space is a major focal point. The wooden front of the black body ranges from the ceiling to the floor and furthermore covers the ceiling lamp. Thus the artifical light only spreads to the back of the room. The light defines the space and stages the black surface at the same time. Beside the constructional corpus in the front, an installation is placed behind, which casts shadows to the walls. The recipient realizes something in the back, but one can not allocate the cause of the shadow. The viewer’s gaze is blocked and reflected into the deep, blind surface.
Most important to the realisation of this installation is a term from coal mining: the blind shaft. This is a shaft without an own connection to day-light. With the usage of indirect and diffused daylight, the shadows caused by artificial light and the application of bitumen as paint, the specific reference is punctuated by the artist. In addition to these substantial components, the operational procedures in a photographic laboratory have effects on this piece of work, too.
In contrast to the photographical process, the light does not mark the black plane but the space which is arranged behind and aside of the showroom. The depth of the black paint competes against the breadth of the space. The plane grows to a big hole, to a shaft.
Matthias Wollgast, 2010
www.matthias-wollgast.de