Im Januar hatten wir eine sehr interessante Gesprächsrunde mit Studierenden der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Studiengang Kunstgeschichte, am historischen Ort des Jacobihauses der Künstlervereinigung Malkasten. Es wurden spannende Fragen zu unserem Projektraum, dem Programm, den Möglichkeiten zur Ausstellung u. v. m. gestellt. Im direkten Austausch konnte Brigitte Krieger erklären, Fragen beantworten und auf Besonderheiten hinweisen.
Vielen Dank an Christine Stender, wissenschaftliche Mitarbeiterin der HHU, für den Besuch sowie das interessante Interview.
Definitionen selbstorganisierter Räume / Offspaces
1. Der Kunstkritiker und Kurator Marius Babias spricht schon in den 1990er Jahren in seiner Publikation Im Zentrum der Peripherie von einem Verschwimmen der Grenzen von Institution und Off-Räumen: „Die Peripherie ist ins Zentrum gerückt. Und das Zentrum in die Peripherie: Die Hierarchie zwischen Offspace und kommerziellem Raum oder öffentlicher Institution spielt nicht mehr. Die Qualität des Programms ist ausschlaggebend.“ Was ist deine Einschätzung zu dieser Entwicklung?
Sprechen wir hier von Konkurrenzen? Es wäre wünschenswert, wenn wir uns alle als Dienende des Angebots an das Publikum sähen — mit qualitätvollen Präsentationen, offenen Türen und klarem Bemühen um die Kunst.
2. Historisch sind selbstorganisierte Räume oft durch eine kritische Abgrenzung, als „Gegenentwurf“ zum traditionellen Ausstellungsraum ins Leben gerufen worden. Wie positioniert sich die Baustelle Schaustelle zum weiteren Kunstsektor (Museen, Galerien)?
Wir sind das Angebot an junge KünstlerInnen, sich in einer ersten, selbständig erarbeiteten Ausstellung zu erproben. Der öffentliche Publikumsverkehr zu einer Einzelausstellung verlangt eine intensive Vorbereitung. Dabei unterstützen wir von der BauSchau, vermitteln, beraten, ergänzen. Wir erweitern das Handwerkszeug der Kunstschaffenden und wünschen Ihnen im breiten Geschehen des Kunst‘betriebs‘ gutes Gelingen — kein Gegenentwurf zum traditionellen Ausstellungsraum.
3. Gibt es unterschiedliche Typen von selbstorganisierten Räumen? Wenn ja, wie würdest du diese einzelnen Typen beschreiben?
Ja, sicher. Da gibt es die Räume, die institutionell gefördert werden, um den Nachwuchs zu fördern, da gibt es die pop up stores, die Atelierausstellungen davon Gruppen, Förderer, die den reinen Raum ohne Konzeptvorgabe zur Verfügung stellen, u.a.m..
4. Was unterscheidet einen Offspace von institutionalisierten Räumen, wie Museen und Galerien?
Selbstausbeutung, zeitlich wie finanziell, aber mit dem Wille, der Kunst zur Wahrnehmung zu verhelfen.
Standort Düsseldorf
1. Die BauSchau hat ihren Ursprung und ersten Raum in Essen, warum die Entscheidung auch eine Dependenz in Düsseldorf zu eröffnen?
Wir sahen die große Resonanz auf unser Angebot in Essen.10 Jahre Erfahrung wollten wir als unser Angebot an die Künstler auch im “hotspot” Düsseldorf einbringen.
2. Die erste Dependenz der BauSchau in Düsseldorf lag im Zentrum des Galerie-Hotspots Flingern — wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Kunstinstitutionen (Galerien, Museum), gibt es einen Austausch in Düsseldorf?
Auf jeden Fall gibt es eine regen Austausch und eine sehr positive Wahrnehmung unserer Arbeit an der Basis.
3. Einige Institutionen haben in den letzten Jahren eigene „Offspaces“ gegründet (wie die Kunsthalle mit dem Projekt „Mur Brut“ und die Galerie Sies + Höke mit dem „Capri Room“) – warum sind Offspaces auch für institutionalisierte Häuser interessant und wie schätzt du diese Entwicklung ein?
M.E. möchten die Offspaces der Institutionen einer jungen Besuchergeneration die Vielfalt junger künstlerischer Positionen zur Verfügung stellen. Es wird sich zeigen, wie weit diese Angebote in den Aussenbereich und den Wahrnehmungshorizont der jungenGeneration gelangen.
Was die BauSchau so besonders macht…
1. Fokussiert die BauSchau auf bestimmte Arten von Kunst? Bestimmte Gruppen von Künstler:innen? Wenn ja, warum?
NEIN! Die BauSchau lädt ein, ohne eine Festlegung auf eine Sparte. Allerdings achten wir sehr darauf, ein ausgeglichenes Verhältnis zw. männl. u weibl. Kunstschaffenden zu wahren.
2. Das Team der BauSchau besteht großteilig aus Künstler:innen und Kunsthistoriker:innen, wie ergänzen sich diese Perspektiven in der kuratorischen Arbeit?
Das Team nimmt keinerlei Einfluss in kuratorischer Hinsicht in den aktuellen Ausstellungsvorhaben. Wir schauen vor einer Einladung, ob wir für die Ziele der BauSchau Potenzial sehen. Danach wird auf Nachfrage der KünstlerInnen gerne eine Hilfestellung geleistet, ein Gespräch klärt Manches.
3. Wie viele Ausstellungen findet pro Jahr in euren Räumlichkeiten statt? Wovon hängt die Zahl der Ausstellungen ab?
In Essen sind es 6–7, in Dd führen wir Parallelveranstaltungen zu diesen Ausstellungen durch — „Zu Gast“ nennt sich die Gesprächsreihe mit kleinerem Ausstellungsgut.
4. Ihr definiert euch ganz klar als nicht-kommerziell, warum?
Weil Kommerz Druck einbringt — es gibt genug zu erfahren, wer unsere Bewährungsprobe vor Öffentlichkeit wagt, da braucht es nicht den enormen Fakt „ wie erfolgreich bin ich am Markt“! Das lenkt ab und sagt nichts über die Qualität aus.
5. Was ist deine Motivation als Betreiberin eines selbstorganisierten Raums? Einfach gefragt: Wofür der ganze Aufwand?
Aufwand ist sicher eine Sicht, die ich nicht teilen kann. Ich sah vor 20 Jahren die Problematik und das Umgehen der Aussenwelt mit jungen KünstlerInnen. Da wollte ich eine Start Unterstützung leisten. Heute hat sich Vieles daraus ergeben, Andere sind auch tätig und alle gemeinsam bleiben wir dem Zeil der Förderung der Kunst treu. Wieviele Arbeiten möchte ich mir noch aufs Lager stellen? Bei uns habe ich die Möglichkeit, mich viele Male direkt mit den KünstlerInnen auszutauschen und kann die Arbeiten im Kopf speichern.