Eröffnung am 18. 03. um 18 Uhr
Öffnungszeiten
18.03. - 15.04.2025
Aufsichtszeiten: jeden Donnerstag 17-19 Uhr

Fabi­an Rapha­el Soko­low­ski (*1997 in Würz­burg) lebt und arbei­tet in Düs­sel­dorf. Er stu­dier­te von 2017 bis 2024 an der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf in der Klas­se für Freie Kunst von Peter Pil­ler sowie Male­rei als erwei­ter­tes Hand­lungs­feld bei Maxi­mi­lia­ne Baum­gart­ner. Ein Aus­lands­auf­ent­halt führ­te ihn 2022–2023 an das Pain­ting Depart­ment der Roy­al Aca­de­my of Fine Arts in Kopen­ha­gen zu Fer­di­nand Ahm Krag, bevor er sein Stu­di­um als Meis­ter­schü­ler Peter Pil­lers abschloss.

In sei­ner Aus­stel­lung Inqui­ries into Inde­xi­cal­i­ty hin­ter­fragt Soko­low­ski den Begriff des Index – ein Kon­zept, das in der Semio­tik auf direk­te phy­si­sche Spu­ren ver­weist (etwa ein Fin­ger­ab­druck oder ein foto­gra­fi­sches Doku­ment) – und über­trägt es in den erwei­ter­ten Raum der Male­rei. Dabei dekon­stru­iert er die ver­meint­li­che Objek­ti­vi­tät inde­xi­ka­li­scher Zei­chen, die oft als Grund­la­ge wis­sen­schaft­li­cher und gesell­schaft­li­cher Wahr­heits­fin­dung die­nen. Indem er Mate­ri­al­spu­ren, ver­frem­de­te Repro­duk­tio­nen und frag­men­tier­te Bild­zi­ta­te col­la­giert, legt er die Brü­chig­keit sol­cher „Wahr­hei­ten“ offen. Sei­ne groß­for­ma­ti­gen Lein­wän­de inte­grie­ren bei­spiels­wei­se Screen­shots aus Foren oder ver­wei­sen­de Pin­sel­stri­che, die wie archi­va­ri­sche Mar­kie­run­gen wir­ken – ein Spiel mit Authen­ti­zi­tät und Manipulation.

Ein zen­tra­les Motiv der Aus­stel­lung ist die Aus­ein­an­der­set­zung mit poli­tisch auf­ge­la­de­nen Bild­wel­ten des Inter­nets. So reflek­tiert Soko­low­ski das Phä­no­men Rol­ling Coal – eine Pra­xis, bei der Truck-Fahrer*innen absicht­lich schwar­zen Die­sel­rauch aus­sto­ßen, oft als Pro­vo­ka­ti­on gegen Umwelt­ak­ti­vis­mus. Die dabei ent­ste­hen­den Rauch­schwa­den, zugleich ästhe­tisch und bedroh­lich, ver­wei­sen auf die para­do­xe Poli­ti­sie­rung von Umwelt­schutz als iden­ti­tä­rem Kon­flikt. Soko­low­ski zeigt, wie inde­xi­ka­li­sche Bil­der­im digi­ta­len Raum zu Werk­zeu­gen der Deu­tungs­macht wer­den – und wie ihre schein­ba­re Beweis­kraft durch Kon­text­ver­schie­bun­gen unter­mi­niert wird.

Die Fra­ge­stel­lung sei­ner Wer­ke lässt sich im Sin­ne von Geor­ges Didi-Huber­manns Unter­su­chung Wenn Bil­der Posi­tio­nen bezie­hen (2008) lesen. Didi Huber­man argu­men­tiert, dass Bil­der nicht nur pas­si­ve Zeug­nis­se sind, son­dern aktiv in poli­ti­sche Dis­kur­se ein­grei­fen. In Anleh­nung dar­an greift Soko­low­ski die Mecha­nis­men auf, mit denen Bil­der ideo­lo­gisch auf­ge­la­den wer­den, und macht sicht­bar, wie sie nicht nur eine Doku­men­ta­ti­on, son­dern eine geziel­te Insze­nie­rung der Wirk­lich­keit sein kön­nen. Sei­ne Arbei­ten for­dern eine kri­ti­sche Lese­wei­se, die sich der Fra­gi­li­tät und Kon­text­ab­hän­gig­keit von Bild­wahr­hei­ten bewusst ist.

Soko­low­ski, der auch als Kura­tor und Theo­re­ti­ker tätig ist, initi­ier­te den ers­ten gro­ßen Aus­tausch zwi­schen der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf und der Roy­al Danish Aca­de­my. Sei­ne For­schung zur Ver­ant­wor­tung in der post­in­dus­tri­el­len Spät­mo­der­ne sowie sei­ne Mit­grün­dung der Zeit­schrift Artis Obser­va­tio unter­strei­chen den inter­dis­zi­pli­nä­ren Anspruch sei­ner Praxis.

In Inqui­ries into Inde­xi­cal­i­ty ver­bin­det er die­se Ansät­ze zu einer visu­el­len Kri­tik an der Illu­si­on von Neu­tra­li­tät – sei es in der Kunst, der Wis­sen­schaft oder den Bil­dern, die unse­re Rea­li­tät for­men. Die Aus­stel­lung lädt ein, die Male­rei nicht als pas­si­ve Abbil­dung, son­dern als akti­vie­ren­des Medi­um zu begrei­fen, das Fra­gen nach Macht, Reprä­sen­ta­ti­on und der Kon­struk­ti­on von Wahr­heit stellt – immer im Bewusst­sein, dass auch der Pin­sel­strich ein poli­ti­scher Akt sein kann.